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Leitec Firmengebäude, Heiligenstadt

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www.leitec.de

„Mit Energie in die Zukunft!“



Das neue Betriebsgebäude der leitec Gebäudetechnik GmbH liegt auf einem Grundstück des in den letzten Jahren neu erschlossenen Gewerbegebietes zwischen dem nördlichen Rand der Stadt Heilbad Heiligenstadt und der Autobahn A38. Durch den auf der südlichen Seite vor dem Grundstück befindlichen Grünzug mit eingebettetem Regenwasserrückhaltebecken wird eine gewisse Distanz zur Stadtrandbebauung geschaffen. Dieser Abstand und die gegebene topographische Situation einer sehr starken Südhanglage rücken das Areal beim Verlassen der Stadt auf der Landesstraße Richtung Göttingen unmittelbar in den Focus des Betrachters.

Der ursprüngliche B-Plan sah einen Abstand der Bebauung zu der auf der Ostseite flankierenden Landesstraße von 20 Metern und einen Grünzug aus Bäumen unmittelbar auf der Südseite vor dem neu zu errichtenden Gebäude vor. Der Entwurf der Architekten setzte sich über die Festlegung des vorgegebenen Abstandes der Bebauung zum öffentlichen Verkehrsraum aus dem B-Plan hinweg und stellte den geplanten Grünstreifen in Frage. Das innovative Gebäude- und Gestaltungskonzept wurde aufgrund der zukunftsweisenden und repräsentativen Architektursprache, von der nicht zuletzt auch der Standort profitiert, durch alle Beteiligten gemeinsam getragen, was eine nachträgliche Änderung des B-Planes zur Folge hatte.

Die Firmenphilosophie „Mit Energie in die Zukunft“ sollte nach dem Willen der Architekten und der Geschäftsleitung das Erscheinungsbild des neuen Firmensitzes symbolhaft prägen. Die ideale Südhanglage, einhergehend mit dem immensen Höhenunterschied auf dem Grundstück, führte zu der vorliegenden ebenso intelligenten wie logischen Lösung.
Ein überdimensionales Photovoltaiksegel legt sich mit einer Neigung von 34 Grad auf die natürlich gegebene Hangsituation. Das ausdrucksstarke Gestaltungselement gibt dem Gebäude und nicht zuletzt dem gesamten Ort durch seine Signifikanz inhaltlich und optisch eine eigene unverwechselbare Identität.
Der dahinter angeordnete Riegelbau schiebt sich auf der Ostseite über die vorhandene topographische Kante in Richtung der Bundesstraße hinweg. Auf der Westseite bildet ein zweigeschossiger Baukörper, in dem sich das Lager befindet, wie ein Rucksack aufgelagert den städtebaulichen Abschluss.

Funktionales Herzstück des Gebäudes ist der langgestreckte Bürotrakt. Er ist in Längsrichtung von einem zentralen Flur erschlossen. Die einzelnen Büro- und Funktionsräume sind beidseitig an den Flur angelagert. Auf der Ostseite mündet der Flur in den Besprechungsbereich mit dem angrenzenden Büro der Geschäftsleitung. Hier schiebt sich der Riegel markant als frei schwebender Körper über die topographische Kante hinweg in Richtung des Straßenraumes. Die Kompaktheit des langgestreckten Baukörpers löst sich an dieser Stelle auf, lässt Ein- und Ausblicke zu und erzeugt somit eine bewusste Korrespondenz zwischen Innen- und Außenraum. Der Haupteingang öffnet die strikte zweihüftige Organisationstruktur in der Nähe des Kopfbaues auf der Nordseite. Ihm gegenüber sind die Anmeldung und eines der beiden Treppenhäuser zum Obergeschoss angeordnet. Im Obergeschoss befinden sich weitere Büros, ein Aufenthalts-Ausstellungsbereich und ein Technikraum.
Die Innenarchitektur ist wie die äußere Gestalt klar, geradlinig und zweckmäßig und wartet mit ausgeklügelten manchmal auch unerwarteten Detaillösungen auf. Durch die bewusst gewählten freundlichen und zurückhaltenden Materialien wird ein angenehmes Arbeitsklima geschaffen, ohne dass sich unpassender kitschiger Elemente bedient wird.
Der Riegelbau mündet auf der Westseite in den zweigeschossigen Lagerbereich der sowohl über den zentralen Flur als auch direkt von außen zu erschließen ist.
Die Belichtung der Büroräume erfolgt über die gleichmäßig gegliederte Lochfassade.
Auf der Südseite wurde ein großzügiges Band aus Öffnungen in das Photovoltaiksegel eingearbeitet. Durch die Schrägstellung des Segels werden die Büroräume verschattet und es entsteht ein teilweise überdachter Außenbereich, der eine vorgelagerte, universell nutzbare Fläche im Freien formuliert. Hier haben unter anderem die Mitarbeiter bei schönem Wetter die Möglichkeit, mit einem einmaligen Blick über die Stadt ihre Pause zu verbringen und neue Kraft für die anstehenden Aufgaben zu tanken.

Die Gestaltung der Außenanlagen ist strikt auf die Linien der Fassaden abgestimmt. Genau wie bei der Lochfassade wird mit einem wiederkehrenden strengen Wechselspiel der Strukturen gearbeitet. Steinflächen und Bepflanzungen in geometrischen Formen gefasst, werden, unterstützt durch die integrierten Beleuchtungselemente, wirkungsvoll in Szene gesetzt. Zwischen Eingangsbereich und Besprechungsraum ist auf der Nordseite vor dem Gebäude der Platz der Begegnung als Fläche für interaktive Veranstaltungen rund um das Unternehmen ebenso markant wie die restliche Außenanlage strukturiert und gestaltet.

Die leitec Gebäudetechnik GmbH versteht sich als zukunftsorientiertes energiebewusstes Unternehmen. Der beispielhafte Einsatz effizienter, erneuerbarer Energien zur Schonung der Ressourcen und der Umwelt wird in diesem Unternehmen als Philosophie verstanden.
So wurde für das neue Betriebsgebäude ein außergewöhnliches Energiekonzept entwickelt, welches konsequent auf erneuerbare Energien setzt. Das Unternehmen sieht seinen neuen Sitz als Referenzobjekt für den Einsatz umweltschonender Technologien. Die verbauten Anlagen zur Energiegewinnung werden in Zukunft mehr Energie produzieren als das Gebäude benötigt.
Das Kernstück ist der 400 m³ fassende Eisspeicher. Der simple Vorgang des Phasenüberganges von null Grad Celsius kaltem Wasser zu null Grad Celsius gefrorenem Wasser wird sich hier zu Nutze gemacht. Die bei dieser Aggregatszustandsänderung freigesetzte Energie entspricht dem Vorgang der Abkühlung von ca. 80 Grad warmen Wasser auf ca. null Grad. Zwei Sole-/Wasser-Pumpen mit einer Leistung von 40 und 27 KW entziehen dem Speicher die eingelagerte Energie und wandeln sie über einen Wärmetauscher durch Verdampfung und Kompression in der Wärmepumpe in Heizenergie um. Diese reicht aus, um das gesamte Gebäude im Winter zu beheizen bzw. im umgekehrten Fall im Sommer zu kühlen. Die Regenerierung des Eisspeichers erfolgt über eine Absorberkollektoranlage, welche zwischen den Photovoltaikelementen verbaut wurde. Sie benötigt Außentemperaturen von ca. 7 Grad oder die direkte Sonneneinstrahlung. Die Kühlung erfolgt durch das Abführen der im Sommer in den Räumen anfallenden Wärmeenergie in den Eisspeicher. Dieser Vorgang trägt ebenfalls zur Regenerierung des sogenannten Pendelspeichers bei. Unterstützt wird die Technologie durch den Einsatz eines neuartigen Heizkörpers in den Räumen. Dieser produziert zwei- bis dreimal so viel Wärme und ist ca. fünf Mal so effektiv wie ein herkömmlicher Heizkörper gleicher Bauart. Diese Vorteile werden durch ein integriertes Lüftersystem, welches eine höhere Umwälzrate produziert und somit den Raum bis zu neun Mal schneller aufheizt, erreicht. Dieser Lüfter kann selbstständig oder in Verbindung mit modernen Gebäudemanagmentsystemen betrieben werden. Es ist geplant, die Räume je nach Funktion mit einer Grundlast von 16 bis 18 Grad Raumtemperatur zu fahren. Ein Präsenzmelder regelt die Temperatur bei Anwesenheit des Nutzers innerhalb kürzester Zeit auf die individuell voreingestellte Wohlfühltemperatur.



Ein weiterer wichtiger Baustein des Energiekonzeptes ist das 25 x 48 Meter messende Photovoltaiksegel. Hier sind auf einer 1200 Quadratmeter großen Fläche ca. 906 Module mit einer Leistung von 117,76 kWp verbaut. Von ihnen werden jährlich ca. 100.000 kWh Strom erzeugt. Dadurch können ca. 70.000 kg Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden.

Das komplette Gebäude Ist in Skelettbauweise errichtet worden. Die Hülle des Bürobereiches besteht aus vorgehangenen Stahlbetonfertigteilen und einem auf das Energiekonzept abgestimmten Wärmedämmverbundsystem. Das Lager umschließt eine Sandwichverkleidung, die den technischen Charakter des Gebäudeteils unterstreicht.

Die leitec Gebäudetechnik GmbH geht mit dem vorliegenden Energiekonzept neue Wege, deren Ergebnisse in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordhausen in den nächsten Jahren dokumentiert und ausgewertet werden sollen.

Das neue Betriebsgebäude setzt sich wohltuend von der uninspirierten Beliebigkeit anderer Industriebauten ab. Die prägnante Architektursprache schafft eine starke eigene Identität, die auf den Ort als Ganzes einen positiv katalysierenden Einfluss ausübt.
Das gedankenreich und originell entwickelte Gebäude ist eine gelungene Symbiose aus zukunftsorientierten gebäudetechnischen Lösungen und einem daraus geformten ausdrucksstarken architektonischen Erscheinungsbild.